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Die Kirchen auf den Färöern
Die
Wikingerzeit hat den Kettentanz auf den Färöern geprägt.
Mit seinem Ende durch die Christianisierung begann der Bau von Kirchen
auf den Inseln.
Auf den Färöern befinden sich heute ungefähr 70 kleine
Holz- und Steinkirchen bzw. Gotteshäuser, die auf Briefmarken
mehrfach abgebildet wurden.
Von der Einsiedelei zu den Wikingern – Besiedlung und Christianisierung
Um 625 lebten als erste Bewohner irische Mönche auf den
Färöern, wobei diese bei ihrer Landnahme keine zu bekehrende
Bevölkerung vorgefunden hatten, deshalb ein Einsiedlerdasein
führten, Hafer anbauten und Schafe züchteten. Ab 795 sagt
man, hat entweder eine Vertreibung der irischen Mönche durch die
Wikinger stattgefunden, oder sie machten sich schlicht von selbst auf
nach Island, um dort zu siedeln. Man vermutet heute, dass die
Färöer ab da für 30 Jahre unbewohnt waren, da die
Skandinavier zu der Zeit noch nicht auf den Gedanken kamen, dorthin
auszuwandern.
Um 825 soll sich Grímur Kamban auf den Inseln niedergelassen
haben. Ob er als Wikinger von den britischen Inseln kam, ein
Skandinavier mit keltischem Namen, oder ein von den Mönchen
getaufter Norweger war, ist nie ganz geklärt worden. Die ersten
Menschen, welche die Färöer besiedelten, kamen aber mit
Sicherheit aus dem umliegenden Herrschaftsbereich der Skandinavier im
Osten und Süden. Über diese erste Besiedlung der
Färöer wird einiges berichtet, in Form von Sagen und
Geschichten (Färingersaga). GrÍmurs Siedlung vermutet man
heute in Funningur auf der Insel Eysturoy. In unmittelbarer
Nachbarschaft und auf anderen Inseln befinden sich einige Hinweise auf
Wikingersiedlungen.
Man muss sich nicht vorstellen, dass die Christianisierung auf den
Färöern ausschließlich friedlich abgelaufen ist.
Grímur und auch später Sigmundur Bretisson wendeten
für ihre Überzeugung in vielen Fällen Gewalt an. In der
Zeit von 1100 bis1538 waren die Färöer in der Folge ein
katholisches Bistum und entwickelten sich erst später, mit der
Reformation, zum evangelisch-lutherischen Bistum. Um 1100 wurde das
(damals katholische) Bistum Färöer mit Sitz in
Kirkjubøur eingerichtet. Endgültig manifestierte sich die
katholische Kirche um 1035 durch Leivur Øssurson . In der ersten
(katholischen) Zeit gehörten die Färöer dem Erzbistum
Hamburg-Bremen an. Ab 1104 gehörten sie zu Lund und nach 1152/53
zu Nidaros (Trondheim). Heute sind 85 % der Färinger
evangelisch-lutherischen Glaubens, mit der dänischen Sprache als
Kirchen- und Amtssprache.
Die ersten Kirchen – erst aus Stein, dann aus Holz
Erste Kirchen wurden laut Färingersaga nach der Christianisierung
um 999 gebaut, auf der Insel Skúvoy und der Nachbarinsel Sandoy.
Beides waren Stabkirchen, wie sie aus Norwegen bekannt sind. Heute
lassen nur noch Fundamente der Sandur Kirche auf Sandoy oder ein
Grabstein des Wikingerhäuptlings Sigmundur Bretisson (geb. 961
– gest.1005) genannt „Sigmundarsteinur“
(„Sigmundsstein“) in Skúvoy vermuten, dass dort
Kirchen standen. Ab dem Mittelalter wurden Kirchen aus Stein errichtet.
Erst später verzichtete man auf Steinmauern und errichtet die
Kirchen vollständig aus Holz.
Aus der Zeit des katholischen Bistums Färöer, um 1100
bis1538, sind nur Ruinen der Kirchen erhalten. Die Ruine des
unvollendeten Magnusdoms (ab 1300) wurde aus Stein errichtet, ebenso
wie die Ólavskirche aus dem 13. Jahrhundert, welche in
Kirkjubøur steht. Die Ólavskirche war früher die
Domkirche des Landes und ist bis heute in Betrieb.
Direkt neben der Ólavskirche befinden sich die Reste der Kirche
Úti á Líkhúsi, welche von Archäologen
bei Ausgrabungen identifiziert wurde. Sicher ist bis heute nicht, ob es
sich bei ihr um eine weiter erste Kirche aus der Zeit Sigmundurs
handelt. Es wird auch vermutet, dass mit dem Bau dieser Kirche erst um
1420 begonnen worden ist und es sich um die Kirche handelt, die St.
Brendan geweiht war.
Zusammen mit dem alten Bischofssitz Kirkjubøargarður ist das
Areal um die Ólavskirche einer der historisch wertvollsten Orte
auf den Färöern. Es steht auf der Liste für die
Kandidaten des UNESCO-Weltkulturerbes.
Die Tórshavener Domkirche
Lange Zeit, bis 1609, stand in der damals noch kleinen Hauptstadt
Tórshaven überhaupt keine „richtige“ Kirche.
Lediglich ein Gebetshaus existierte, Messen wurden vermutlich in der
Munkastovan in Tinganes abgehalten.
Erst 1609 spendierte Christian IV. (1588 bis 1648 König von
Dänemark) den Färingern Holz, damit sie sich ein Gotteshaus
auf Tinganes errichten konnten, welche bis 1788 existierte. 1780 wurde
Rasmus Jørgen Winther Pastor in Tórshaven, welches damals
aus 600 Einwohnern bestand. Auf sein Betreiben hin wurde 1788 dann eine
neue Kirche errichtet, die alte Kirche aus dem Jahr1609 abgerissen, das
Holz auf einer Auktion versteigert und das Inventar teilweise in die
neue Kirche übernommen.
Heute ist die Kirche vollkommen umgebaut. Da es bis heute keine
Vermessungen oder Beschreibungen, sondern nur wenige Zeichnungen und
alte Fotos von der Kirche aus der ersten Zeit gibt, kann man sie sich
nur anhand dieser wenigen Dokumente vorstellen. Sie wirkte auf Besucher
um 1854 wie eine englische Holzkirche, wurde 1865 von Baumeister
Guðmundur Sigurðsson, genannt Sivertsen (ein gebürtiger
Isländer), in ihrem äußeren Erscheinungsbild
umgestaltet, wobei die Struktur bzw. konstruktive Form beibehalten
wurde. Das Innere der Kirche ist heute, neben der Verlängerung des
Chorgestühls im Jahre 1935 und Erweiterungen bis 1968,
grundsätzlich noch so erhalten, wie es 1865 bestand. Heute
präsentiert sich die Kirche weiß gestrichen und mit Schiefer
eingedeckt, ist der Sitz des Bischofs der Färöer und darum
die „Domkirche“ des Landes. Sie ist die zweitälteste
intakte Kirche und die älteste Holzkirche der Färöer.
Zum 200. Jubiläum der Kirche, im Jahre 1989, wurde sogar eine
Briefmarke mit ihrem Abbild herausgegeben.
Die ältesten, heute erhaltenen Holzkirchen auf den Färöern sind aus den Jahren 1829 bis1847
Die färöischen Holzkirchen aus dem 19. Jahrhundert, speziell
die, welche zwischen 1829 und 1847 gebaut wurden, zählen heute zu
den architektonisch wichtigsten Baudenkmälern der
Färöer. Der Baustil ist von der Zeit, den klimatischen
Bedingungen und von der naturverbundenen Bauweise auf den Inseln
beeinflusst. Einige der Kirchen wurden im Laufe der Geschichte
verändert, oder vollkommen neu aufgebaut, oft an gleicher Stelle.
Da der Baustoff Holz auf den Färöern eine Kostbarkeit ist, es
kaum Bäume auf den Färöern gibt und deshalb entweder
Treibholz verwendet, oder Bauholz importiert werden musste, sind diese
Kirchen aus Holz, trotz ihrer bescheidenen Dimension, etwas
Einzigartiges.
Die Dorfkirche von Saksun hat beispielsweise wie viele Häuser auf
den Färöern ein Grasdach, wurde von Tjørnuvík
nach Saksun verlegt. Die 1917 erbaute, rot-weiß, markante Kirche
von Sandavágur bewahrt wiederum einen Runenstein aus dem 12.
Jahrhundert, welcher belegt, dass ein gewisser Torkil Onundarson,
Ostmann aus Rogaland, einst an dieser Stelle gewohnt hat. Erste
Berichte über die Existenz der Kirche stammen demnach aus der Zeit
der Landnahme und somit aus dem Jahre 1200.
Heute stehen viele der Kirchen noch an den Orten, an denen früher
schon Kirchen standen, aber nicht viel länger als 100 Jahre der
Witterung standhalten konnten. Gemeinsam haben die ursprünglich
14, heute 10 Kirchen aus der Periode, dass sie die ältesten und
bis heute erhaltenen Holzkirchen sind.
Aber auch ihre Bauweise ähnelt sich und hat sich den anspruchsvollen Witterungsverhältnissen angepasst.
Was die Kirchen alle gemeinsam haben und warum sie so besonders sind:
· Die Außenwände der Kirchen sind aus Holz und schwarz geteert.
· Die Dächer bestehen aus dem färöischen und stilistischen Grasdach.
· Der Kirchturm ist klein und weiß, in Form eines
Dachreiters (eine Art kleiner Glockenturm) und ist entweder diagonal
oder gleichlaufend auf dem Dachfirst angeordnet. Diese unterschiedliche
Art der Anordnung des Dachreiters auf dem Dach kennzeichnet
insbesondere zwei Typen dieser Kirchen auf den Färöern.
· Der Sockel der Kirche ist weiß gestrichenen und aus
Natursteinen gemauert. - Nur die Kirche in Sandur hat keinen Sockel.
· Die Einrichtung und Ausstattung besteht aus unbehandeltem oder gebeiztem Holz.
· Der „Lettner“ ist mit Schnitzereien verziert.
(„Lettner“ von lat.: lectorium „Lesepult“),
auch Doxale genannt – ist eine hölzerne Schranke zwischen
Chor und Kirchenschiff.
· Balken, Wände und Bänke sind mit aufwendigen Schnitzereinen versehen.
· Der Kirchenschmuck ist innerhalb der Kirchen hauptsächlich schlicht gehalten.
Die sehr auf das Holz konzentrierte Gestaltung der Kirchen ergab sich
aus der Tatsache, dass örtliche Zimmerleute und Bootsbauer diese
bauten. So sind die Erbauungen dieser Kirchen zum Ausdruck der
damaligen Volkskunst geworden.
In Hvalvík (1829) steht die älteste Kirche aus der Zeit
zwischen 1829-1847, gezimmert von Joen Michelsen aus Velbastaður,
welcher an einigen weiteren Kirchen der Epoche beteiligt war und sich
dadurch einen allseits geschätzten Namen gemacht hat.
Auf den Spuren der Färöer - Besondere Holzkirchen
Weitere neun färöische Holzkirchen (gelistet nach Weihdatum) stehen in:
· Gøta (1833)
· Strendur (1834)
· Kaldbak (1835)
· Kollafjørður (1837)
· Oyndarfjørður (1838)
· Sandur (1839)
· Nes (1843)
· Porkeri (1847)
· Funningur (1847)
Ein lohnenswerter Besuch, welcher nicht nur einen bleibenden
Eindrück hinterlässt, sondern auch Anregungen zu neuen
Gedankenanstößen gibt.
Religion auf den Färöern – Überzeugung und Lebensart
Heute: Die färöische Volkskirche (färöisch:
Fólkakirkjan) ist nach ihrer erfolgten Übernahme durch den
färöischen Staat am 29.07.2007, dem Nationalfeiertag
Ólavsøka, eine der kleinsten Staatskirchen der Welt.
Vorher gehörte sie als eigenständiges Bistum zur
dänischen Volkskirche.
Religion hat auf den Färöern einen sehr viel höheren
Stellenwert, als in den meisten westlichen Gesellschaften. Ein Grund
hierfür könnte die isolierte Insellage sein, welche die
Entstehung eigener gesellschaftlicher Konventionen und
Familienbindungen begünstigt. Auch die Rolle der Kirche in der
Geschichte der Färöer wäre als Grund für die
zielgerichtete Entwicklung denkbar. Sicher ist, dass die
färöische Natur auf dramatische und einzigartige Weise im
Speziellen Ehrfurcht vor der Schöpfung vermittelt.
Die schwierigen Lebensbedingungen im rauen Nordatlantik weisen
unnachgiebig drauf hin, dass der Mensch gegenüber der
Schöpfung machtlos ist. So ist der Respekt vor dem Sonntag nicht
nur im Angelverbot am Sonntag zu erkennen. Es ist auch absolut
unüblich, sich mit einem Färinger zur Zeit des Gottesdienstes
zu verabreden. Es gilt als ein „Gebot der Gastfreundschaft“
niemanden in Gewissenskonflikt zu bringen, der vielleicht vorhat, den
Gottesdienst zu besuchen.
Auch Fußball darf auf den Färöern erst nach dem
Gottesdienst gespielt werden. Viele Feste auf den Färöern
haben wie das Ólavsfest, teilweise sehr religiöse
Hintergründe. Auf den Färöern hat die Nationalhymne
einen eindeutig religiösen Bezug und steht so im Gesangbuch der
Volkskirche verzeichnet.
Die Medien der Färöer, ja sogar ein Kirchensender mit
Andachten im Radio, tragen dazu bei, dass Kirche und Religion hier
präsenter sind, als in vielen anderen Ländern. Das Thema
Alkohol gehört dazu. Ab 1907 war auf den Färöern der
Ausschank von Alkohol nicht angesehen und auch vollkommen verboten. Die
Einführung der Prohibition auf den Färöern geschah sogar
vor der in Island und dem „Brennevinsforbud“ in Norwegen.
Die Angst vor den sozialen Folgen von Alkoholmissbrauch ließ die
Färöer anschließend auch länger zögern, sie
wieder aufzuheben. Während die meisten Länder die Prohibition
in den dreißiger Jahren wieder abschafften, hielten die
Färöer noch bis zum Jahre 1992 daran fest. Nicht umsonst
bezeichnete man die Färöer als „das trockenste Land
Europas“ – wobei sie es inoffiziell wohl nicht wirklich
waren. Seit 1992 kann man, genau wie in Schweden, Island und Norwegen,
auch auf den Färöern Alkohol in den staatlichen
Monopolläden unbedenklich erwerben.
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